Windows 11 und Datenschutz: Wie sicher ist das Betriebssystem?

Windows 11

Microsoft stand in Sachen Datenschutz schon öfter in der Kritik. Das neue Betriebssystem Windows 11, das seit Oktober 2021 zur Verfügung steht, soll nun neben einigen optischen und inhaltlichen Neuerungen auch die Sicherheitslücken des Vorgängers Windows 10 schließen.

Aber gelingt Microsoft das auch? Wir haben Windows 11 hinsichtlich Datenschutz  und Datensicherheit geprüft und zeigen Ihnen, worauf Sie achten sollten.

Was ist neu bei Windows 11?

Snap Group Windows 11

Wer den Wechsel zu Windows 11 in Erwägung zieht, möchte natürlich wissen, welche Neuerungen das Betriebssystem mit sich bringt.

Schon auf den ersten Blick werden die Unterschiede zu Windows 10 deutlich, denn Windows 11 liefert ein stark überarbeitetes Design.

Der Fokus wurde eindeutig auf eine schlichte, übersichtliche und intuitive Benutzeroberfläche für mehr Produktivität gelegt.

Auch eine völlig individuelle Anordnung der Apps auf dem Desktop ist jetzt statt Drag-und-Drop-Funktion möglich. Der Bildschirm lässt sich mit der Funktion Snap Layout außerdem in unterschiedliche Snap Groups unterteilen, sodass Sie Ihre bevorzugten Apps auf einen Blick finden.

Ebenso die Anzeige der zuletzt verwendeten Dokumente im Startmenü ist neu und ermöglicht es Nutzern, schneller zu arbeiten.

Die wichtigsten Datenschutzeinstellungen bei Windows 11

datenschutzeinstellungen windows11

Die Themen Datenschutz und Datensicherheit sind ein wichtiger Faktor für die Bewertung eines Betriebssystems. In dieser Richtung hat Microsoft ebenfalls Änderungen vorgenommen.

Beim Sicherheitsmodul, dem sogenannten Trusted Platform Module 2.0 (kurz TPM 2.0), kümmert sich überwiegend ein Chip auf der Hauptplatine um die Datensicherheit.

Windows 11 bietet tatsächlich viel Datenschutz, Microsoft selbst lehnt sich bei der Umsetzung jedoch zurück. Als Nutzer müssen Sie selbst eine datenschutzrechtlich ausreichende Konfiguration in den Einstellungen vornehmen.

Einerseits bietet Microsoft auf diese Weise viel Transparenz, da Nutzer sehen, welche Möglichkeiten es hinsichtlich des Datenschutzes gibt. Außerdem wird ihnen suggeriert, dass sie die volle Entscheidungsgewalt haben, wenn es darum geht, ihre Daten im gewünschten Umfang zu schützen.

Andererseits lässt Microsoft seine Nutzer mit Windows 11 bei der Konfiguration allein und verzichtet auf datenschutztechnisch wichtige Voreinstellungen, was darauf hindeutet, dass der Datenschutz nicht die höchste Priorität des Software-Giganten ist – oder dass bei ihm die Hoffnung besteht, dass Nutzer wichtige Datenschutzeinstellungen übersehen und so der Sammlung Ihrer Daten unfreiwillig zustimmen. Wir geben Ihnen für die Konfiguration ein paar wertvolle Tipps an die Hand.

Diese Einstellungen sind für den Schutz Ihrer Daten besonders wichtig:

Diagnosedaten:

Wählen Sie bei der Installation die Option aus, dass nur „erforderliche“ Diagnosedaten an Microsoft übermittelt werden dürfen. Lassen Sie diese Option frei, erhält Microsoft umfangreiche Informationen über von Ihnen besuchten Websites, genutzten Apps und vieles mehr. Mit diesen sogenannten Telemetriedaten möchte Microsoft Ihnen „angepasste Erfahrungen“ basierend auf Ihrem Nutzerverhalten bieten – und natürlich von der Datensammlung profitieren. Das kann kein Nutzer wollen.

„Apps die Anzeige personalisierter Werbung mithilfe meiner Werbe-ID gestatten“ und „Lassen Sie Windows die Start- und Suchergebnisse verbessern, indem Sie App-Starts folgen“:

Diese Optionen gibt es aus einem ähnlichen Grund wie die Diagnosedaten: Microsoft möchte Ihnen basierend auf Ihrem Verhalten „passende“ Werbung ausspielen. Auch hier gilt: Lassen Sie das auf keinen Fall zu und setzen Sie kein Häkchen.

Standortverwendung:

Widersprechen Sie schon bei der Installation von Windows 11 der Verwendung Ihres Standorts. Andernfalls hat Microsoft Zugriff auf Ihre Standortdaten, die durch WLAN, Ihre IP-Adresse oder GPS übermittelt werden.

„Meinen Aktivitätsverlauf speichern“:

Microsoft muss nicht den Verlauf Ihrer Suchanfragen und benutzten Programme kennen und schon gar nicht speichern.

„Freihand und Eingabe verbessern“:

Um Ihnen mit Autokorrektur und Wortvorschlägen das Schreiben zu erleichtern, analysiert Microsoft auch das, was Sie mit Ihrer Tastatur eingeben. Jedoch können Sie sicherlich auch darauf verzichten, dass Microsoft bei Ihnen mitliest. Deaktivieren Sie also auch diese Option.

Standardbrowser:

Dieser Tipp erübrigt sich fast, denn niemand möchte Microsoft Edge als Standardbrowser auswählen. Dieser ist nicht nur minderwertig in seiner Funktionsweise, sondern auch ein weiteres Mittel für die Sammlung von Nutzerdaten. Alternativen sind die beliebtesten Browser Google Chrome und Mozilla Firefox.

Sollten Sie versehentlich die falsche Einstellung wählen oder später Ihre Meinung ändern, können Sie die Einstellungen zum Datenschutz auch nach der Installation und Konfiguration korrigieren, indem Sie die Tastenkombination aus Windows-Symbol und „I“ drücken.Gehen Sie zu „Datenschutz & Sicherheit“. Unter folgenden Menüpunkten finden Sie die oben genannten Berechtigungen, die Sie wieder deaktivieren können:

„Windows-Berechtigungen“

„Allgemein“

„Spracherkennung“

„Freihand- und Eingabeanpassung“

„Diagnose und Feedback“

windows 11 und Datenschutz

Sie möchten wissen, welche Daten Microsoft schon von Ihnen gesammelt hat?

Dann aktivieren Sie unter „Diagnosedaten anzeigen“ die
Diagnoseanzeige und klicken auf „Diagnosedatenanzeige öffnen“.

Bereits gesammelte Daten können mit Klick auf den Button „Diagnosedaten löschen“ entfernt werden.

Windows 11 und die DSGVO

Auch wenn Microsoft mit Windows 11 Nutzern die Möglichkeit gibt, mit den richtigen Einstellungen für etwas mehr Datenschutz zu sorgen, so ist das neue Betriebssystem des US-amerikanischen Konzerns, wie abzusehen war, nicht DSGVO-konform und kann auch nicht entsprechend angepasst werden. Für deutsche Unternehmen, die zur Einhaltung der Regelungen der DSGVO verpflichtet sind, ist Windows 11 daher aktuell nicht geeignet. Da weder das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) noch die Datenschutzbehörden der einzelnen Bundesländer sich zur DSGVO-konformen Nutzung von Windows 11 geäußert haben, sollten Unternehmen noch abwarten, bevor sie ein Upgrade durchführen.

Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass bald geklärt werden wird, ob die Nutzung von Windows 11 durch deutsche Unternehmen datenschutztechnisch unbedenklich ist oder nicht. Denn das Grundproblem, das schon jetzt bei Windows 10 besteht, ist die fehlende Regelung für die Datenübertragung in die USA. Dasselbe Problem besteht auch bei Programmen wie Google Drive oder Mailchimp. Eine mögliche Lösung könnte das neue Trans-Atlantic Data Privacy Network liefern. Möchten Unternehmen dennoch zum neuen Betriebssystem von Microsoft wechseln, sollten die entsprechenden Einstellungen zum Datenschutz vorgenommen werden.

Wer in einem Unternehmen für den Datenschutz verantwortlich ist, muss einen Nachweis über die Rechtmäßigkeit der Übermittlung personenbezogener Daten an Microsoft erbringen. Zudem muss das Unternehmen nachweisen, welche Maßnahmen getroffen werden, um ein Schutzniveau zu gewährleisten, das den Standards der DSGVO nahekommt. Bemerken Mitarbeiter bei der Verarbeitung Ihrer Daten Probleme mit der Rechtmäßigkeit, so können sie dies über ein Hinweisgebersystem inter melden und Hinweisempfänger darauf aufmerksam machen. Beim Einsatz von Windows 11 sind diesbezüglich die gleichen Maßnahmen zu treffen wie bei Windows 10.

Wann zu Windows 11 wechseln?

Am besten erstmal gar nicht. Wenn Sie die Wahl zwischen Windows 10 oder Windows 11 haben, sollten Sie Windows 10 behalten.
Windows 11 bringt im Vergleich zu Windows 10, was das Design betrifft, durchaus einige Vorteile mit sich, wobei vieles auch reine Spielereien sind. Aus datenschutzrechtlicher Hinsicht ist ein Wechsel zu Windows 11 jedoch im Moment nicht zu empfehlen, da das Betriebssystem noch keine zufriedenstelle Lösung bietet und sich Microsoft immer noch als Datenkrake erweist. Zwar erhalten Nutzer durch die Einstellungen, die sie selbst vornehmen können, vergleichsweise viel Kontrolle über ihre Daten. Doch irgendwelche Daten werden immer gesammelt und bei der Datenübertragung in die USA ist Vorsicht geboten.

Frank Müns

Wenn Sie sich für Windows 11 entscheiden, dann sollte die Umstellung von Windows 10 auf das neue Betriebssystem nicht zwischen Tür und Angel erfolgen. Nehmen Sie sich ausreichend Zeit, um alle Optionen in den Voreinstellungen durchzugehen und die richtigen Entscheidungen für den größtmöglichen Schutz Ihrer Daten zu treffen. Dennoch ist es als Laie schwer, im Alleingang die Konfiguration vorzunehmen.

Insbesondere Unternehmen sollten im Moment auf die Nutzung von Windows 11 verzichten.

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